Kommentar |
Im Seminar 'Inszenierte Fotografie' des Sommersemesters werden wir eigene fotografische Positionen erarbeiten, denen wir durch die Lösung von Wochenaufgaben näher kommen. Rein organisatorisch bedeutet dies: die Studierenden laden ihre Lösungsansätze (Bilder und Bildstrecken) in ein Filesharing System hoch, um den Austausch mit den Kommilitonen und dem Lehrenden zu ermöglichen. Wöchentlich werden diese Ergebnisse im Seminar projiziert und besprochen. Über die Qualität einer Arbeit befinde im Seminar demnach nicht nur ich, die Lehrperson – vielmehr sehe ich meine Position als Moderator einer Gesprächsrunde der Studierenden über Ihre Arbeiten. Im Vordergrund sollen in jedem Falle inhaltliche Aspekte stehen. Ein Foto muss z.B. nicht scharf und farbneutral sein. Gut ist, wenn die zu übertragenden Informationen (auf dem Bild oder in der Bilderserie) in etwa jenes beim Betrachter auszulösen in der Lage sind, was Autorin oder Autor ausdrücken wollten. Ist dies nicht der Fall oder löst es anderes aus, können wir unsere fotografische Herrangehensweise verändern. Wie ein technisch schlechtes Bild verbessert wird, steht nicht im Mittelpunkt des Seminars, kann aber am Rande erklärt werden.
Es hat sich im Verlauf der vorangegangenen Jahre gezeigt, wie eng das Feld des Dokumentarischen mit dem der Inszenierung verbunden ist. Viele der Positionen – seien sie Werk der Studierenden, oder bekannterer Fotografen der Gegenwart – beinhalten beiderlei und lassen sich dadurch evtl. nicht eindeutig zuordnen. Das bekannte Foto des Reportage Fotografen David Capa, 'The Falling Soldier' wurde Jahre später als aktive Inszenierung erkannt. Auch mit diesem Wissen wird es für uns für alle Zeiten ein Symbol für die Schrecken des Krieges bleiben. Wenn wir mit den Begriffen Realität oder Wahrheit im Bereich dokumentarischer Fotografie versucht haben, zu brechen, werden wir feststellen, dass Bildschaffende durch ihre Inszenierungen sich diesen Begriffen wieder annähern.
Im Vordergrund des Seminars steht, den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, sich der eigenen Arbeit zu widmen und diese authentisch umzusetzen. Neben den Wochenaufgaben Aufgaben, welche als Diskussionsstoff dienen, wird ein größeres Projekt erarbeitet werden, welches frei wählbar ist. Dieses Projekt soll zusammen mit den Ergebnissen des vorangegangenen Seminars 'Dokumentarische Fotografie' im Rahmen einer Modulabschlussprüfung präsentiert werden. Als Ergänzung zu den Treffen in der Universität, wird es Exkursionen zu Ausstellungen geben. Am konkreten Beispiel einer Kunstausstellung lassen sich Strategien zu einer späteren eigenen Präsentation entwickeln. Es werden auch Einzelkorrekturen ausserhalb des Seminars angeboten, so dass auf spezielle Bedürfnisse der Studierenden eingegangen werden kann, wenn sich im Seminar nicht die Gelegenheit dazu bieten sollte. Hierbei sollen auch Arbeiten, die ausserhalb des Seminars entstanden sind ein Forum finden.
Bei Rückfragen: andizimmermann@freenet.de
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