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Das Gespenst der Chancengleichheit - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Veranstaltungsnummer 181ERZ101055
Semester SoSe 2018 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen 50
Belegung Diese Veranstaltung ist nicht belegpflichtig!
Termine Gruppe: iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Lehrperson fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Mo. 10:00 bis 12:00 woch 16.04.2018 bis 16.07.2018  Gebäude S - S.13.26 Lehrperson: Oswald   50
Gruppe :
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Oswald, Christian verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Erziehungswissenschaft
Inhalt
Kurzkommentar

 

Kommentar

Darüber, dass eine moderne Gesellschaft eines Bildungssystems bedarf, das Chancengleichheit gewährleistet, herrscht heute weitgehend Konsens. Die Vertreter der sogenannten Eliten in Staat und Wirtschaft sehen die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland in Gefahr, wenn nicht auch die Begabungsreserven in den vermeintlich bildungsfernen Schichten mobilisiert werden und Schulen und Universitäten einen ausreichenden Output an gut ausgebildeten Arbeitskräften produzieren, die den verwissenschaftlichten Produktionsprozess in Gang halten und innovativ fortentwickeln können. Der technische Fortschritt scheint der Gesellschaft sozialen Fortschritt aufzuzwingen. So glauben diejenigen, denen es weniger um die zukünftigen Profitmargen der Unternehmen als um soziale Gerechtigkeit geht, die Zeit für gekommen, dass die altehrwürdige Forderung nach „Bildung für alle” eingelöst werden kann. Gerade sie engagieren sich deshalb, ein Bildungssystem, in dem, wie jede PISA-Studie aufs Neue eindrücklich belegt, der Bildungserfolg immer noch ganz wesentlich von der sozialen Herkunft abhängt, grundlegend zu reformieren und neu zu bestimmen, worin Bildung besteht. Dabei scheinen sie sich wenig darum zu bekümmern, welche Bedeutung denn ihrem Ideal der Chancengleichheit, das sie zu verwirklichen streben, im Rahmen kapitalistischer Produktionsverhältnisse, tatsächlich zukommt. In diesem Rahmen sind aber die Möglichkeiten, die eigene Chance auch nutzen zu können, eng begrenzt, und die eigenen Ziele nur auf Kosten anderer zu erreichen. Selbst wenn also jedem eine Chance gegeben wird, heißt das nur, dass jeder sich schön abmühen soll, obwohl am Ende doch die ganz überwiegende Mehrheit leer ausgeht. Das Ideal der Chancengleichheit bildet so gesehen einen integralen Bestandteil der Wettbewerbs- und Leistungsideologie und eignet sich wunderbar, den Individuen eine Aufsteigermentalität anzusozialisieren.

Im Seminar wollen wir deshalb genauer der Frage der Bedeutung des Ideals der Chancengleichheit und seiner Geschichte nachgehen. Wir wollen die Vorstellung vom Gesellschaftsaufbau und der Funktion des Bildungswesens in ihm analysieren, in der die Forderung nach Chancengleichheit eine so zentrale Rolle einnimmt, wie sie derzeit im öffentlichen Diskurs spielt. Wir wollen untersuchen, welche Veränderungen im Produktionsprozess sich in dieser Vorstellungen reflektieren und welche Qualifikationen der zukünftigen Arbeitskräfte, die sie im dazu passgerechten Bildungssystem zu erwerben haben, sich aus ihnen ableiten lassen, um so zu einer Einschätzung der aktuellen Bildungsreformen zu gelangen. Und wir wollen abschließend einen Ausblick auf eine wirklich sozial fortschrittliche Bildung wagen.

 

Zur Art und Weise der Seminararbeit: In den einzelnen Sitzungen werden Teilaspekte der Thematik auf der Grundlage von kurzen Auszügen aus der Primärliteratur diskutiert. Diese Auszüge werden digital oder als Kopiervorlage bereitgestellt und sollten zur Vorbereitung der Sitzung mithilfe von ebenfalls bereitgestellten Lesetipps bzw. einer passenden Aufgabenstellung selbständig erarbeitet werden. Die Sitzungen selbst dienen vorrangig der gemeinsamen Diskussion der Texte und ihrer Bedeutung für die Thematik.

Literatur

a) Im Seminar (in Auszügen) gelesene und diskutierte Literatur (in der Reihenfolge ihrer Bearbeitung):

Christoph Metzelder: Bildung für alle: die Soziale Marktwirtschaft, Vorlesung am Institut für Management Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, 17.06.2009, Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, http://www.insm.de/insm/Themen/Bildung/Vorlesung-Metzelder.html, Stand 27.03.2018.

Davis Kingsley und Wilbert E. Moore: Einige Prinzipien der sozialen Schichtung, (1945), in: Heike Solga, Justin Powell, Peter A. Berger (Hg.): Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse, Frankfurt / New York 2009, S. 49-56.

Helmut Schelsky: Soziologische Bemerkungen zur Rolle der Schule in unserer Gesellschaftsverfassung, in: Ders.: Auf der Suche nach Wirklichkeit, Gesammelte Aufsätze, Düsseldorf-Köln 1965, S. 136.

Gunnar Heinsohn: Arbeitskraftqualifikation und ihre Umsetzung in die gesellschaftliche Kleinkinderziehung, in: Ders.: Vorschulerziehung in der bürgerlichen Gesellschaft. Geschichte, Funktion, aktuelle Lage, Frankfurt am Main 1974, S. 126-164.

Pierre Bourdieu / Jean-Claude Passeron: Abhängigkeit in der Unabhängigkeit: Die relative gesellschaftliche Autonomie des Bildungssystems, in: Dies.: Die Illusion der Chancengleichheit. Untersuchungen zur Soziologie des Bildungswesens am Beispiel Frankreichs, Stuttgart 1971, S. 190-228.

Helmut Held: Zur Paradoxie der bildungspolitischen Forderung nach Chancengleichheit, in: Flitner (Hrsg.): Zeitschrift für Pädagogik. Jahrgang34, Nr.1. Weinheim/Basel 1988, S.1–17. https://core.ac.uk/download/pdf/11553941.pdf?repositoryId=370, Stand 27.03.2018.

Gary S. Becker: Staat, Humankapital und Wirtschaftswachstum, in: Ders.: Familie, Gesellschaft und Politik – die ökonomische Perspektive, übers. v. Monika Streissler, Tübingen 1996, S. 217-226.

Claus Offe: Bildungssystem, Beschäftigungssystem, Bildungspolitik – Ansätze zu einer gesamtgesellschaftlichen Funktionsbestimmung des Bildungssystems, in: Heinrich Roth / Dagmar Friedrich: Bildungsforschung. Probleme – Perspektiven – Prioritäten, Deutscher Bildungsrat Gutachten und Studien Band 50, Stuttgart 1975, S. 215-250.

Heinz Heckhausen: Leistungsprinzip und Chancengleichheit, in: Heinrich Roth / Dagmar Friedrich: Bildungsforschung. Probleme – Perspektiven – Prioritäten, Deutscher Bildungsrat Gutachten und Studien Band 50, Stuttgart 1975, S. 99-149.

Karl Marx: Grundrisse einer Kritik der politischen Ökonomie, MEW Bd. 42, Berlin 1983, Fixes Kapital und Entwicklung der Produktivkräfte, S. 590 – 610.

 b) Mögliche zusätzliche Literatur:

Karl Marx: Das Kapital, Bd. III, MEW Bd. 25, Berlin 1983, Zins und Unternehmergewinn, S. 383-403.

Siegfried Kracauer: Die Angestellten, Frankfurt 1917.

Andre Gorz: Technische Intelligenz und kapitalistische Arbeitsteilung, in: Richard Vahrenkamp (Hrg.): Technologie und Kapital, Frankfurt am Main 1973, S. 94-116.

Ulrich Beck: Entstandardisierung der Erwerbsarbeit: Zur Zukunft von Ausbildung und Beruf, in: Ders.: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt am Main 1986, S. 220-253.

Eckhard Klieme et.al.: Expertise zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards (Stand 25.10.2015: https://www.bmbf.de/pub/zur_entwicklung_nationaler_bildungsstandards.pdf)

Elmar Tenorth: Bildungstheorie angesichts von Basiskompetenzen (Stand 25.10.2015: http://homepage.univie.ac.at/henning.schluss/seminare/042-Bildungstheorie-Forschung/Texte/Diskussion-Bildungstheorie-Basiskompetenzen/Tenorth-Bildungstheorie-angesichts-von-Basiskompetenzen.pdf

Noch fehlende Literaturangaben werden rechtzeitig nachgeliefert.

 

Bemerkung

Die Auswahl der Teilnehmer/innen erfolgt in der ersten Sitzung nach Vorstellung des Seminarplans und  Bekanntgabe der Leistungsanforderungen!

Leistungsnachweis

Voraussetzung für die Vergabe von 5 ECTS-Punkten ist die aktive Teilnahme an den Seminarsitzungen, d.h. Beteiligung an der Diskussion auf der Grundlage einer angemessenen Vorbereitung der angegebenen Texte (Leküre und Bearbeitung anhand von Aufgabenstellungen auf Moodle), sowie die Anfertigung entweder eines Sitzungsprotokolls oder einer Hausarbeit zu einer Thematik, die dem Themenkreis des Seminars zuzuordnen ist und in einer Sprechstunde vorbereitend abzusprechen ist. Hinweise zu formalen Anforderungen zu schriftlichen Arbeiten finden sich auf der Website des Fachs Erziehungswissenschaft: http://www.erziehungswissenschaft.uni-wuppertal.de/forschung/allgemeine-erziehungswissenschafttheorie-der-bildung/leistungspunkterwerb-und-pruefungsmodalitaeten/voraussetzungen-und-grundsaetzliches-zu-pruefungen-und-schriftlichen-arbeiten.html.


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