Kommentar |
Georg Simmel (1858-1918) ist einer der interessantesten und vielseitigsten philosophischen Denker der Zeit um 1900. Die Zeitspanne von annähernd hundert Jahren seit seinem Tod ist ein gutes Maß, um eine Bestandsaufnahme seines Werkes und seiner Wirkung vorzunehmen. Seit 2015 liegt die Gesamtausgabe der Schriften Simmels im Suhrkamp Verlag vor. Der Eindruck der Abgeschlossenheit und Einheitlichkeit, den eine Werkausgabe erzeugt, trügt jedoch. Die Ordnung der Schriften ist chronologisch und thematisch erfolgt – der Gesamteindruck eines wilden Denkens, das in viele Bereiche der Philosophie und der Wissenschaften, der geistigen Kultur und Alltagswelt hineinreicht, drängt sich auf. Auch das Interesse an Simmels Werk verläuft quer zu etablierten Fachgrenzen. Eine Bestandsaufnahme des Werkes von Simmel und seiner Wirkung muss verschiedenen Pfaden folgen: Die Linien des Erfolgs als Schriftsteller zu Lebzeiten sowie Simmels Interesse an unterschiedlichen Phänomenen des Sozial- und Kulturlebens – Freiheit, Weltanschauung, Mode, Religion, Kunst u.v.m –, aber auch die Phasen des Vergessens, Verschweigens oder Übersehens, die späten Entdeckungen des „Soziologen“, „Sozialpsychologen“, „Kulturtheoretikers“, des „Religions- und Kulturphilosophen“ und weiterer Etikettierungen laufen zu einem Panorama zusammen.
In Vorbereitung auf eine internationale Konferenz über den Philosophen Georg Simmel, die vom 25. bis 27. September 2018 an der Bergischen Universität Wuppertal stattfinden wird, soll im Rahmen dieser Vorlesung die Beschäftigung mit Leben, Werk und Wirkung dieses bedeutenden Denkers angeregt werden.
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