Kommentar |
In seinem berühmten Aufsatz Von anderen Räumen (1967) schreibt Foucault, dass anders als das 19. Jahrhundert, dessen großes Thema die Geschichte war, es im 20. Jahrhundert der Raum ist, der im Mittelpunkt theoretischer Betrachtung stand und auch noch im 21. Jahrhundert steht. Dies wurde nicht zuletzt durch den Begriff des spatial turn deutlich, der die Wende zum Raum in den Kulturwissenschaften beschreibt. Dies hatte jedoch nicht nur Auswirkungen auf Kultur- und Gesellschaftstheorien, sondern auch auf die Ästhetik.
Zwar wurden auch schon in prominenter Weise in den Jahrhunderten zuvor Räume gestaltet, aber im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde der Raum selbst nun als gestaltbar begriffen. Dies zeigt sich paradigmatisch in der Architektur, die nicht länger die Masse als ihren zu gestaltenden Gegenstand betrachtete, sondern das Volumen, wie Henry-Russell Hitchcock und Philip Johnson in Der Internationale Stil (1932) gezeigt haben.
Im Seminar werden wir ausgewählte Texte lesen, die sich mit der Erscheinung, Wahrnehmung und Gestaltung des Raumes beschäftigen. Wir beschränken uns hierbei nicht nur auf architektonische Räume, sondern werden uns auch mit der künstlerischen Raumgestaltung, sowie mit der Rolle der Leiblichkeit nicht allein für die Wahrnehmung, sondern auch als Grundlage für die Gestaltung von Raum beschäftigen.
Als Textgrundlage dient uns der von Susanne Hauser, Christa Kamleithner und Roland Meyer herausgegebene zweibändige Reader Architekturwissen. Grundlagentexte aus den Kulturwissenschaften, der eine Auswahl einschlägiger Texte zu dem Thema versammelt.
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