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Kommentar |
Nach nationalsozialistischem Verständnis galt Musik – Hans Rudolf Vaget zufolge – als primäre Kunstgattung überhaupt. Als eine solche aber hätte sie die ideologisch vorausgesetzte kulturelle Überlegenheit der sogenannten „nordischen Rasse“ zweifelsohne begründen müssen. Aus dieser für den Nationalsozialismus charakteristischen Überlegenheits-Behauptung, auf der Huston Stewart Chamberlain, Schwiegersohn Cosima Wagners, schon 1899 seine Rassenwahn-Ideologie errichtet und im Namen derer Alfred Rosenberg 1930 die „nordische Rasse“ als historisch singulären Kulturträger dekretiert hatte, erwuchs für Hitler 1941 die Aufgabe, den s. E. offenkundigen „Sieg“ des Rasse-Gedankens sowie die durch den Kriegsverlauf usurpierte, zu diesem Zeitpunkt in ihrem Zenit befindliche Macht als Sinn und Zweck des Daseins allein durch die „Errichtung kultureller Wunderwerke“ zu legitimieren. Verbindet man nun dieses von Hitler aufgegriffene Legitimationsproblem mit der unvermeidlichen Frage nach den jeweiligen Erkenntnisinstanzen eines jeden Kulturell-Wunderhaften, so müsste, entsprechend der Sonderrolle, die Vaget zufolge der Musik zukam, zugleich auch der Musikwissenschaft im Dritten Reich ein besonderer ideologischer Stellenwert zugekommen sein, sofern sich die nationalsozialistische Propaganda nicht ausschließlich auf das „gesunde Volksempfinden“ hätte berufen wollen.
Dieses Seminar soll sich der Frage nach der ideologischen Geistesverfassung der deutschen Musikwissenschaft im Dritten Reich widmen, Möglichkeit, Kriterien und Selbstverständnis einer NS-Musikwissenschaft samt ihrer ideologieverdächtigen Themen diskutieren, irritierende Widersprüche aufzeigen und dabei sowohl nationalistische und kulturchauvinistische Schnittmengen des völkischen Denkens zum 19. Jahrhundert als auch die von Kontinuitäten belastete nur zögernde Aufarbeitung nach 1945 reflektieren.
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Zielgruppe |
BA 2014: MUS3.b |