Inhalt
Kommentar |
Die Übernahme der Anklage in dem Aufsehen erregenden Gerichtsprozess gegen Gaius Verres, einen reichen und bestens vernetzten Ex-Statthalter Siziliens, bot dem aufstrebenden Außenseiter aus Arpinum Cicero 70 v.Chr. die Chance, sich in Rom nicht nur politisch zu profilieren (es standen Wahlen bevor), sondern auch sein rhetorisches Talent gegen den größten Redner jener Zeit unter Beweis zu stellen: Verres’ Verteidiger Quintus Hortensius Hortalus. Seinen Erfolg vor Gericht dokumentierte Cicero im Anschluss durch die Veröffentlichung seiner im Rahmen dieses Prozesses gehaltenen Reden, den sog. Verrinen, die damit sowohl das erste große Redencorpus des homo novus als auch die einzige uns vollständig überlieferte Anklage aus der römischen Republik darstellen. Diese accusationis septem libri (Cic. Orat. 103) bestehen (1.) aus der sog. Divinatio in Caecilium, der gegen seinen Konkurrenten Quintus Caecilius Niger geführten ‚Bewerbungsrede‘ um die Anklage, (2.) der actio prima, der am ersten Verhandlungstermin gehaltenen Anklagerede gegen Verres, sowie (3.) der actio secunda, die Cicero jedoch wegen Verres’ vorzeitiger Flucht ins Exil vermutlich niemals hielt (geschweige denn in dieser Form hätte halten können: Mit einem Umfang von fünf Büchern bildet sie Ciceros mit Abstand längste Rede).
Im Proseminar wollen wir uns diesem umfangreichen Redencorpus in exemplarischer Weise nähern, indem wir ausgewählte Passagen dieses zentralen Werks lateinischer Prosa lesen und analysieren. Dabei werden wir nicht nur einen Einblick in die römisch-republikanische Politik und Provinzialverwaltung erhalten, sondern uns vor allem auch mit Ciceros rhetorischen Strategien auseinandersetzen. Ziel ist es, das fachspezifische wissenschaftliche Arbeiten einzuüben, um die Teilnehmer*innen in den Stand zu versetzen, eine methodisch fundierte Hausarbeit zu verfassen.
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Literatur |
Textausgabe: M. Tulli Ciceronis orationes. Divinatio in Q. Caecilium. In C. Verrem. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit W. Peterson, Oxford 21917.
(Sekundär-)Literatur zur Einführung:
a) historisch-biographisch: M. Gelzer, Cicero, ein biographischer Versuch, Wiesbaden 1969 (immer noch ein Standardwerk);
b) philologisch: J. Powell/J. Peterson, Introduction, in: dies. (Hgg.), Cicero the advocate, Oxford 2004, 1-57 (gute Einführung in Ciceros Gerichtsreden);
c) belletristisch: Robert Harris, Imperium, London 2006 (am besten parallel zu a) und/oder b) zu lesen). |
Bemerkung |
<p>Vorbereitung für die erste Sitzung: Bitte bereiten Sie §§ 1-5 aus der <em>Divinatio in Caecilium</em> vor.</p><p><span class="" style="font-kerning: none;"> </span></p>
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Zielgruppe |
BA LAT 4c |