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Kommentar |
Zwar scheint es prinzipiell legitim, in Analogie zu den literatur- und kunstgeschichtlichen Wurzeln des Biedermeier-Begriffs nach einem musikhistorischen Biedermeier zu fragen, doch ergeben sich bei dessen näherer Bestimmung offensichtlich Differenzen, die einer schlüssigen Analogiebildung widerstreben. Auch wenn man dem musikhistorischen Biedermeier vor diesem Hintergrund den Epochencharakter nicht gänzlich versagen wollte, bliebe zumindest fraglich, was es konkret hieße, ein solches Biedermeier, dem Vorschlag Carl Dahlhaus’ entsprechend, als Kehrseite des musikhistorischen Romantik-Verständnisses aufzufassen, d. h. als Kehrseite eines seiner Differenzierungsbedürftigkeit wegen nicht minder suspekten Begriffs.
Ziel dieser Veranstaltung soll es sein, überwiegend jenseits der musikgeschichtlichen Meilensteine des 19. Jh. die Adäquatheit der Frage nach einem musikhistorischen Biedermeier zu hinterfragen, d. h. die durch die bisherige Forschung vorgeschlagenen zeitlichen, formalen, inhaltlichen oder politisch-sozialen Kriterien zu diskutieren, dabei die fraglichen Strömungen als eine mit der bürgerlichen Musikkultur des 19. Jh. institutionell verwobene Mentalität zu entdecken, und somit Musik und Musizierpraxis dieser Zeit in einen kulturhistorischen und gesellschaftspolitischen Rahmen einzupassen, der für das Verständnis der Musikkultur des frühen 19. Jh. unerlässlich bleibt.
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Zielgruppe |
BA 2014: MUS3.b |