Kommentar |
Eugen Gomringer gilt als Begründer der Konkreten Poesie, sein vom vers zur konstellation (1954) als ihr Manifest. Er beschreibt sie als „überschaubar, nachvollziehbar, provozierend und, vielleicht ihr größter vorzug, einfach, d.h. rätselhaft und poetisch.“ Der Ausgangspunkt des künstlerisch-philosophischen Neubeginns nach 1945 ist die Sprache. Sie ist ein Denkinhalt, ein visuelles und klangliches Objekt, das in dieser experimentellen Lyrik in ihre kleinsten Elemente zerlegt und zu neuen Sinn-Figuren kombiniert wird. Worte, Buchstaben, Laute, Satzzeichen und die weiße Fläche des Papiers werden Bedeutungsträger, die Grenzen zur Bildenden Kunst aufgehoben.
Vorläufer der Visuellen Poesie sind in der avantgardistischen Dichtung zu finden: bei Rimbaud, Apollinaire, Marinetti, besonders in der Anti-Kunst der Dadaisten. Zunächst sollen theoretische Positionen und einige Etappen der Vorgeschichte vorgestellt werden. Im Anschluss ausgewählte Wort-Bilder von Eugen Gomringer, Ernst Jandl, Franz Mon, Carlfriedrich Claus, Gerhard Rühm, Claus Bremer und Timm Ulrichs diskutiert werden.
Ein Reader mit dem Programm und den Texten wird zu Semesterbeginn bereitgestellt. Zur Einführung: Harald Hartung, Experimentelle Literatur und konkrete Poesie, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1975.
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