Kommentar |
In den Jahren 1968 und 1969 veröffentlicht der französische Philosoph Gilles Deleuze zwei imposante Werke, welche von Michel Foucault unmittelbar als epochemachende Schriften begrüßt und wertgeschätzt werden. Betrachtet man den Werdegang Deleuzes Denken retrospektiv, so stellen Differenz und Wiederholung (1968) sowie die Logik des Sinns (1969) den Abschluss einer ganzen Schaffensperiode dar, in der sich Deleuze fortschreitend von der Tradition philosophischer Kommentare löst und ein eigenständiges Denken entwickelt.
Im Zentrum der genannten Schriften steht die Suche nach einer geeigneten Diskurs- und Theorieform, die dazu in der Lage ist, den dynamischen und singularisierenden Elementen in unserer Erfahrung habhaft zu werden. Hierzu bedarf es jedoch nach Deleuze einer vorgängigen Kritik all jener philosophischer Denkmuster, welche das Gedachte vorgängig unter die Primate der Einheit, der Allgemeinheit, der Wahrheit, des Originals usw. stellen. Deleuze bekämpft diese Tendenzen unter den Titeln des „Platonismus“ und der „Repräsentationsphilosophie" (letztere im Sinne eines auf „Vorstellungen“ (franz. représentation) gegründeten epistemischen und egologischen Ansatzes). „Platonismus“ und „Repräsentation" stehen bei Deleuze als Ausdruck eines Denkens, welches das Singuläre, das Andere, das Ereignishafte, vorgängig ausschließt und es nur entfremdend im Rahmen des Gleichen denken kann. Auf ganz eigenständige Weise verortet sich Deleuze hiermit in unmittelbarer Nähe zu den Denkansätzen von Foucault und Derrida, welche zu gleicher Zeit dem „Platonismus“ sowie dem „Repräsentationsbegriff“ innerhalb der Philosophie den Kampf ansagten.
Im hier angekündigten Seminar werden wir uns vornehmlich auf Differenz und Wiederholung stützen. Wir wollen verstehen, was Deleuze am „platonischen“ Denken kritisiert und wie sein Gegenvorschlag aussieht. Dieses Werk soll uns gleichzeitig als Ausgangspunkt dienen, um das kritische Denken Deleuzes mit dem von Foucault und Derrida zu konfrontieren, um zu sehen, wie die sogenannten „Post-“, bzw. „Neostrukturalisten“ jeweils Subjektkritik mit Erkenntniskritik verbinden.
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